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Von wegen „Kein Kind zurücklassen“: Rot-Grün redet Probleme schön

Ausgangssituation

Wenn man sich alleine auf die Aussagen von Familienministerin Kampmann verlässt, dann könnte man meinen, der gerade veröffentlichte 10. Kinder- und Jugendbericht zur Situation in Nordrhein-Westfalen würde das Bild einer heilen Welt zeichnen: Es würde mehr Geld für Kinder und Jugendliche ausgegeben, ihnen würde mehr ermöglicht, sie würden besser gefördert und gefordert, sie engagierten sich zu einem großen Teil in Vereinen und Organisationen und könnten ihre Interessen stärker vertreten – so jedenfalls die Darstellung auf der Seite des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Fakt ist

Auf satten 202 Seiten wird im 10. Kinder- und Jugendbericht umfassend die Situation der Kinder und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen beschrieben, wobei man nicht lange nach bedenklich stimmenden Zeilen suchen muss:

„Kinder und Jugendliche sind dabei überdurchschnittlich häufig von relativer Einkommensarmut betroffen. Mehr als jede/r fünfte Minderjährige (21,9 %) und mehr als jede/r vierte junge Erwachsene (18 bis unter 25 Jahre, 25,8 %) lebte im Jahr 2014 in einem einkommensarmen Haushalt (vgl. ebd., vgl. MAIS 2016b). Besonders betraf dies Kinder von Alleinerziehenden, aus kinderreichen Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund. Problematisch ist, dass sich diese Situation im Verlauf der Lebensbiographie häufig auch in späteren Jahren fortsetzt.“

„Die Befunde zur Armutsentwicklung zeigen für NRW also deutlich, dass sowohl Minderjährige als auch junge Erwachsene bis unter 25 Jahren insgesamt unverhältnismäßig oft von relativer Einkommensarmut betroffen sind. Ähnlich sieht es bei einem Blick auf die SGB-II-Quoten (Grundsicherung für Arbeitssuchende) aus (s. Kap. 2.4). Hier liegen die unter 25-jährigen Erwachsenen mit einem Wert von 19,1 Prozent hoch (in Westdeutschland insgesamt 18 %, vgl. Pothmann 2014, S.22).“ (ebd., S. 34)

„Hier lebt mindestens jedes fünfte Kind unter 18 Jahren auf SGB-II-Niveau (18,5 % – nach SGB II-Länderreport Dezember 2015). Mit am stärksten betroffen sind Kinder unter drei Jahren. Hier ist jedes fünfte Kleinkind im SGB-II-Bezug (rund 20,8 %). Armut ist dabei nicht lediglich mit einem finanziellen Mangel gleichzusetzen. Armut bedeutet gleichzeitig immer auch Gefährdungen wie mangelnde Gesundheit, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe.“ (ebd., S. 87)

Der Abstand beim prozentualen Anteil der Kinderarmut im bundesweiten Vergleich wird für Nordrhein-Westfalen immer deutlicher. In Städten wie Gelsenkirchen und Essen sind 38,5 Prozent bzw. 32,6 Prozent der Kinder unter 18 Jahren von Armut betroffen.

Fazit

Wohl im Vertrauen darauf, dass sich nur die wenigsten die Arbeit machen, den Bericht zu lesen, wurde bei der Veröffentlichung offenbar auf eine ausgewogenere Darstellung des Inhalts seitens des Ministeriums verzichtet. Familienministerin Christina Kampmann sollte sich bei aller Zufriedenheit mit ihrer Studie auch mit der gravierenden Entwicklung bei der Kinderarmut in Nordrhein-Westfalen offen auseinandersetzen und diese endlich bekämpfen.Kinderarmut begegnet man vor allem durch auskömmliche Arbeit für Mütter und Väter. Die statistischen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, die Ministerin Kampmann nur allzu gerne unter Verschluss halten würde: Das zentrale Projekt der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, „Kein Kind zurücklassen“ ist gescheitert!

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